Marienfels
Marienfels

Das Nazi-Denkmal zu Marienfels

Etwa 200 Nazi-Gegner demonstrierten gegen ungefähr gleich viele Nazis, die sich um ein Schandmal der Waffen-SS versammelten. Das Denkmal (ja, da scheint’s bei manchem zu hapern – Marienfelser: DENKT MAL!), war von unbekannten zerstört worden und der Wiederaufbau wird von Alt- und Neunazis gefordert.
Erstaunlich daran ist, dass sich die Stadt Marienfels mit der Entfernung dieser Einrichtung über Jahre schwer getan hat. Die Befürworter des Schandmals aus Marienfels und von anderswo im O-Ton …

„Es begann im Winter 1939/40 als sich zwischen den Einwohnern des Ortes Marienfels und Umgebung, eine enge freundschaftliche Beziehung mit den jungen Soldaten der 8. Kompanie der Leibstandarte SS Adolf Hitler entwickelte. Die Leibstandarte lag zu dieser Zeit in dieser Region einsatzbereit für den Westfeldzug.

Die gemeinsame Trauer um liebgewordene Kameraden und Freunde gab nach dem Krieg den Anlass zur Errichtung eines Ehrenmals zum Gedenken an alle Opfer des Krieges. Die Inschrift auf dem sechs Meter breiten Sockel lautet daher:
„Die Toten der Kriege mahnen die Welt zum Frieden“

Achten Sie darauf, dies zu lesen: Ein ganz normaler Deal in Deutschland

Im Jahre 1971 wurde mit der Gemeinde ein 30 jähriger Vertrag geschlossen und seither treffen sich alle Jahre zum Volkstrauertag jeweils Hunderte von heimgekehrten Angehörigen des ehemaligen I. SS-Panzer-Korps um gemeinsam mit vielen Bürgern, den Gemeindevertretern und dem Pfarrer der Kriegstoten zu gedenken und Kränze nieder zu legen. 1976 wurde sogar erlaubt die Urne eines verstorbenen Vorsitzenden des Kameradenverbandes des I. Panzer-Korps, auf dessen Wunsch, vor dem Ehrenmal beizusetzen.
Durch all diese Jahrzehnte der Harmonie mit der Bevölkerung, zwischen jung und alt, entstand eine vorbildliche Zusammenarbeit zur Ehrung aller gefallenen Soldaten.“, (zitiert nach http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Sonstiges/Ehrenmal-Waffen-SS.htm).
Es erstaunt um so mehr, als die offene Ehrung einer definitiv verbotenen NS-Kriegsverbrecherorganisation mit 30 jährigen Verträgen sakrosant behandelt wird und zunächst einmal niemand etwas „dabei“ findet.

Die Leibstandarte Adolf Hitler hat sich ersten „Ruhm“ mit der Ausschaltung innerparteilicher Konkurrenten „verdient“. So beseitigte sie im Zuge des sogenannten „Röhmputsches“ die komplette SA-Führung kurzerhand per Mord.

1939/1940 logierten die „lieb gewonnen Kameraden“ auf Zwischenstation in Marienfels. Dass, was die Herrschaften beschönigenden „Feldzug“ nennen, war der Beginn einer atemberaubenden Mordorgie der SS – „Spezialisten“ durch ganz Europa. Angehörige der SS-Leibstandarte gehörten den sogenannten Einsatzgruppen an, die sich durch besondere Brutalitäten gegen die Bevölkerung im Hinterland der besetzten Gebiete hervor taten (bevorzugt gegen Juden).

Zum Glück, wenn auch mit gewissem Erstaunen, waren alle Bemühungen der „Kameraden“ vergebens, eine Verlängerung des Vertrages und Wiedererrichtung des Denkmals zu erreichen. Es hat ihnen auch der sinnreiche Versuch nichts genutzt, „beim Dt. Bundeswehrverband. Dies wenn man bedenkt dass beim Aufbau der Bundeswehr auch massgeblich Soldaten der ehemaligen Waffen-SS beteiligt waren“, anzufragen und um Unterstützung zu werben (zitiert nach http://www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Sonstiges/Ehrenmal-Waffen-SS.htm).

Aus dem Redebeitrag des Vertreters der Gewerkschaft der Polizei, Ernst Scharbach, zur Demonstration der Allianz der Vernunft in Marienfels sei denkanregend zitiert:
„Die Kollegen Hermann Reeh und Heinz Jahns haben vor fast dreißig Jahren gegen die Treffen der Waffen SS gekämpft. Sie haben sich damals vielen Anfeindungen aussetzen müssen. Es ist Männern wie ihnen zu verdanken, dass wir heute unsere Meinung ohne Angst und in breiter Übereinstimmung äußern können. Hermann Reeh und Heinz Jahns haben gegen das Vergessen und das Verdrängen gekämpft und dafür viele Opfer gebracht.

Lasst mich aus einem Brief der beiden aus dem Jahre 1978 zitieren:
„Diejenigen aber, die in ihrer Verbandszeitung ‚Der Freiwillige‘ schreiben, die SS habe die Freiheit Europas verteidigt und die heute noch stolz sind, die Runenzeichen getragen zu haben, die in Marienfels sagen, deutsche Soldaten und die SS hätten in Charkow unsere heutige Freiheit verteidigt, bei denen kein Hauch von Betroffenheit und Scham bei der Begegnung mit ihrer Vergangenheit zu spüren ist, gegen diese richtet sich unser Protest und gegen alle, die sie dabei unterstützen oder dies stillschweigend billigen. Denn dies dürfen wir nicht zulassen, dass die Opfer des SS-Staates neben dem Leid, das sie erdulden mussten, auch noch verhöhnt werden.“
Die Rede des GdP Vertreters Ernst Scharbach vollständig:

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